Für die einen war die Strecke absolutes Neuland, andere „erfahrene“ Hasen freuten sich auf ein Wiedersehen. Für alle gleich: die Strecke in Oschersleben steckt voller Herausforderungen. Und dass diese Herausforderung sogar eine heiße sein kann, musste einer der Aktiven erleben.
Aber der Reihe nach… Die Motorsportarena Oschersleben war durch einige (terminliche) Umstände schon seit einigen Jahren nicht mehr im Programm der Formel Vau. Obschon sie für insbesondere Ein- und Zweivergaser-Vaus aus den frühen Baujahren bestens geeignet ist, denn hier kommt es weniger auf Motorleistung, sondern auf den Fahrer an. Die meisten Teams reisten am Donnerstag abend an. Nicht wenige waren überrascht, wie nah der „wilde Osten“ doch liegt.
Eine tolle Überraschung war die „Rundum“-Betreuung durch das neue Catering-Dream-Team um Gerold Link und Monique und Rolf Plate, die sich mächtig ins Zeug legten. Dazu noch die wunderbare Möglichkeit, in Christoph Wohns Truckzelt das Clubleben zu feiern. So traf man sich zu allen Uhrzeiten im „Wohnzelt“, genoss feinste Leckereien vom Kochteam, konnte – so es die Renntermine zuliessen – ein kühles (mitunter alkoholisches) Getränk zu sich nehmen und tiefgründige Benzingespräche führen. Und davon gab es einige, denn die Geschehnisse auf und neben der Strecke waren durchaus erzählenswert.
Zum ersten mal auf die Strecke ging es am Freitag nachmittag. Schnellster war Joe Welzel im DRM PRT, der aus dem Stand weg Bestzeiten in allen Sektoren zeigte. Kein Wunder, Joe ist in Oschersleben schon öfter unterwegs gewesen und fahrerisch gerade auf winkeligen Kursen immer vorn dabei.
Für zwei Mitglieder des Vereinsvorstands war die wilde Sause auf der anspruchsvollen Strecke allerdings schnell zu Ende. Tom Ernst und Wolfgang Rafflenbeul mussten mit Motorproblemen abstellen.
Am Samstag Mittag stand das Qualifiying auf dem Programm. Bei schönsten Bedingungen – angenehme Temperaturen und Sonnenschein, die übrigens das ganze Wochenende die Fahrerherzen erfreuten, ging es auf die Strecke.
Auch hier bewies Joe Welzel einmal mehr, dass mit ihm zu rechnen ist. Im Klasse-7- DRM setzte er mit 1:43.647 die Bestzeit, vor Rüdiger Müller im March (Kl.5) und Thomas Cramer. Dahinter schon das Vater-Sohn-Duo Mark und Niels Spanbroek, die ihre Zweivergaser Kaimann am absoluten Limit bewegten. Schnellster Klasse-4-Super-Vau wurde Stephan Haas. Benjamin Havermans, der in dieser Saison endlich wieder aktiv ins Renngeschehen eingreift, holte sich die Bestzeit bei den Klasse-2-Einvergasern.
Für Kay Volk war nach der Quali leider schon Schluss. Er kämpfte mit Bremsproblemen, die sich an der Strecke nicht abstellen ließen. Weitermachen konnten dank tatkräftiger Unterstützung aus dem Fahrerlager aber Kenneth Schlienz und Benjamin Havermans. Kenneth’ Kupplung war den Belastungen der anspruchsvollen Strecke zum Opfer gefallen. Es fand sich nach längerer Recherche bei verschiedenen Vau-Teams aber eine passende Kupplung und auch die passende Druckplatte. Etwas weiter laufen musste Benjamin Havermans: An seinem wunderschönen Monaco war ein Dreieckslenker ausgebrochen. Die passende Buchse um den frisch bei Fahrerkollegen Joe Welzel geschweissten Dreieckslenker zu fixieren, fand er am anderen Ende des Fahrerlagers bei Triumph-Fahrern, die das englische Maß in Ihrem Ersatzteillager führten. Nebenbei hat dann Benjamin auch noch das gebrochene Schaltgestänge von Klaus Dober geschweisst… Deie Kameradschaft im Fahrerlager stimmte mal wieder.
Der Samstagabend wurde – wie oben schon erwähnt – zur Wiederzuführung von Kalorien und zur Verhinderung von Dehydration verwendet. Die Küchencrew servierte unglaublich leckere Schnitzel mit Jägersauce und Nudelsalat. Alles selbstgemacht… Zum Nachtisch gab’s deliziöse Palatschinken mit selbstgemachten Marmeladen und Mirabellenlikör. Alle waren sich einig: So lässt es sich aushalten im Fahrerlager.
Sonntag mittag stand dann der erste Wertungslauf auf dem Plan. Dank des Streckenlayouts gibt es im Hauptfeld nur kleine Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Klassen 2, 3 und 4, was zu sehenswerten klassenübergreifenden Duellen führt. Von hinten rollt Nick Wittkuhn das Feld auf, er musste Training und Quali auslassen und damit ganz von hinten starten. Begeistert schaut Opa Wilfried auf die Stoppuhr, denn der perfekt aufgebaut und bestens eingestellte Kaimann brennt eine Bestzeit nach der anderen aufs Parkett. Bei der DMV Formel Vau geht es natürlich nicht um Bestzeiten, sondern um Gleichmäßigkeit. Am besten gelang diese Präzisionsarbeit in Lauf 1 „Lokalmatador“ Ingolf Sieber (Fuchs), gefolgt von Vorjahresmeister Robert Waschak (Austro Vau), wiederum gefolgt von Tim Renn (Olympic).
Die Gruppensieger hießen Robert Waschak (Gruppe A), Ingolf Sieber (Gruppe B) und Joe Welzel (Gruppe C). Spektakuläres Ende dieser Session: Bernd Bretschneiders Eigenbau Merlin BR wird plötzlich langsamer, es raucht aus dem Heck. Ruhig und besonnen hält der Fahrer bei einem Streckenposten an. Als er stoppt, schlagen meterhohe Flammen aus dem Motorraum. Trotzdem behält Bernd die Nerven, steigt in aller Seelenruhe aus, betätigt die Feuerlöschanlage und ruft einen Streckenposten herbei, der kurze Zeit später dem Feuer auch mit dem eiligst herbeigebrachten Feuerlöscher den Gar ausmacht. Hier zeigt sich, warum die Serie auf FIA-Standards besteht: feuerfeste Fahrerausstattung und das aktuelle Löschsystem sorgten mit dafür, dass dem Fahrer nichts passiert ist.
Der zweite Lauf war dann zum Glück etwas weniger erlebnisreich. Vorneweg fahren Joe Welzel und Rüdiger Müller, die von der Gleichmäßigkeitswertung scheinbar nichts wissen. Dahinter Thomas Cramer. Im „Midfield“ schöne Überholmanöver der Klasse-2-Boliden um Michael Knebel, Tim Renn und Benjamin Havermans. Die Auswertung sorgt vor allem bei Rüdiger Müller für große Freude. Mit seinem gerade von ihm selbst komplett neu aufgebauten Motor sorgte er nicht nur für schnelle Rundenzeiten, auch die Gleichmäßigkeit stimmte. Platz 1 in der Gruppe C ließen den Krefelder jubeln. Die weiteren Gruppensieger: Eckehardt Guhl (Klasse A) und Heinz Hartmann (Klasse B). Die Gesamtwertung las sich wie eine Gruppenwertung der Klasse B: Hartmann (Vogt) sicherte sich mit einem Top-Ergebnis von nur 26 Strafpunkten Platz 1, vor Nick Wittkuhn (Kaimann) und Fredi Huwiler (Steck).
Text: Thomas Cramer
Fotos: Ulrike Brehmer, Matthias Krüger