Geschichte der Formel Vau

Entstehungsgeschichte

1959 Nardi Prototyp

Es begann in den vereinigten Staaten: Das zufällige Zusammentreffen des deutschen Josef Hoppen und des Amerikaners Hubert L. Brundage 1957 in Florida führte 1959 zum original “Brundage Formel Junior” mit dem schon erkennbaren Formel Vau-Konzept. Das war der Beginn von VW-Racing in Amerika.

USA: Formel Junior mit Formel Vau Conzept

Begeistert von der amerikanischen Idee nahmen Ferry Porsche und der damalige Porsche-Rennleiter Huschke von Hanstein 10 Formel Vau-Fahrzeuge aus den USA mit nach Deutschland und schickten diese mit der Unterstützung des damaligen VW Chef’s Dr. K. Hahn 1965 auf Promotion-Tour. Diese ersten Fahrzeuge der Typen „Beach“ und „Formcar“ hatten noch den 1200-er Motor, leisteten etwa 40 PS und erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 160 km/h. In den USA gibt es übrigens bis heute aktuelle Formel Vaus mit 1200-er Motoren!

Die erste Präsentation dieser „Volksrennwagen“ fand im Rahmen des Eberbach-Bergrennens im Mai 1965 statt. Zunächst spotteten viele über die seltsam anmutenden Krabbeltiere, doch auch die Rufe der Zuschauer „Sollen wir schieben helfen?“ konnten den Siegeszug der Formel Vau-Monoposti nicht aufhalten. Schnell entstanden auch im deutschsprachigen Raum neue Konstruktionen. Heinz Fuchs aus Rutesheim bei Stuttgart baute den „Fuchs“, die MAHAG aus München den „Olympic“, Porsche Salzburg den „Austro Vau“, der Wiener Kurt Bergmann konstruierte den „Kaimann“. In Belgien entstanden die „Apal“ und die erfolgreichen amerikanischen „Autodynamics“ in Lizenz – um nur einige zu nennen. Die Formel Vau etablierte sich schnell als eine ernstzunehmende Nachwuchsrennformel.

Der Spiegel berichtete 1965 über diese Erfolgsgeschichte unter dem Titel “Käfer von Porsche”.

Erster Rollout in Deutschland Mainz-Finthen 1965

 

 

 

 

 

 

 

 

Derart beflügelt fuhr die Formel Vau bald auf allen bekannten Rennstrecken Europas und wurde schnell zum Talentschuppen des großen Motorsports: Fahrer wie Niki Lauda, Dr. Helmut Marko (heute bei Red Bull Racing in der Formel 1 tätig), Dieter Quester, Harald Ertl und viele andere legten hier den Grundstein für ihre Karrieren. Riesige Starterfelde mit bis zu 70 Fahrzeugen stürzten sich in haarsträubende Schlachten – mit den entsprechenden, nicht immer glimpflichen Folgen. „Lebe wild und gefährlich“ – so benennt denn auch der Journalist Rainer Braun, selbst erfolgreicher Formel Vau-Pilot der ersten Stunde den Slogan dieser „wildesten Rennserie aller Zeiten“.

Auch der legendäre Jochen Rindt fuhr Formel Vau!

 

Auch international boomte die Formel Vau. So fand einige Jahre lang das hochrangig besetzte Rennen auf den Bahamas statt. 1967 umfasste die Nennliste 96 Starter mit der gesamten europäischen Elite, vielen US-Amerikanern darunter das Indy-Urgestein A.J. Foyt sowie den Formel 1-Stars Jochen Rindt, Jacky Ickx und Jean Pierre Beltoise. Auch beim internationalen Rennen in Daytona Beach maßen sich die Europäer und die Amerikaner.

Die Formel Vau 1300 wuchs nun langsam aus den so erfolgreichen Kinderschuhen. Das Reglement wurde immer weiter geöffnet. Waren es anfangs tatsächlich noch leicht modifizierte 1300-er Käfermotore mit offenen Auspuffanlagen und serienmäßigen Solex-Vergasern, die mit vielen Feinarbeiten auf etwa 70 PS (!) gebracht wurden, so wurden später 2 Vergaseranlagen, Trockensumpfschmierungen und andere Nockenwellen zugelassen – Leistung etwa 100 PS. Das Reglement bleib jedoch immer „käfernah“.

Die Formel Vau war fest etabliert, geriet aber mehr und mehr an ihre Grenzen, die durch die Käfertechnik bestimmt.

Und wieder kamen neue Impulse aus Amerika.

Unter Verwendung des auf 1600 ccm reduzierten sogenannten „Typ 4“ Motors, wie er im VW 411/412, im VW-Porsche 914 oder im VW-Bus verwendet wurde, entstand die Formel Super Vau – anfangs mit einer Leistung von etwa 120 PS, später mit etwa 140 PS. Dies ließ eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 230 km/h zu. Käfervorderachsen und andere Käferteile mussten reinen Rennsportteilen weichen. Mit diesen „richtigen“ Rennwagen empfohlen sich u.a. die Weltmeister Emerson Fittipaldi, Nelson Piquet und Keke Rosberg, Jochen Maas, „Graf“ Freddy Kottulinsky, Bertram Schäfer, Manfred Trint, Manfred Schurti, der spätere Indy-500-Sieger Arie Luyendijk und viele andere für größere Aufgaben. 1973 gab es weltweit etwa 3000 Formel Vau und Super Vau-Fahrzeuge, eine von einer Nachwuchsformel nie mehr erreichte Anzahl.

Der erste Formel Super Vau – damals noch „Formel Vau 1600 – in München bei der Firma MAHAG

1978 erfolgte die Abkehr vom luftgekühlten Prinzip und fortan wurden wassergekühlte Motore aus der „Generation Golf“ verwendet. Damit war der Schwanengesang der Formel Super Vau eingeleitet. Zu nahe war sie an die populäre Formel 3 herangerückt. 1982 war dann Schluss mit dieser tollen Serie.