Einmal im Jahr trifft sich die europäische Formel Vau-Gemeinde zu einem ganz besonderen Event: Denn anders als im „Serienalltag“ der DMV Formel Vau geht es bei der „Stunde der Formel Vau“, darum, eine ganz besondere Gleichmäßigkeitsprüfung zu bestehen. Es wird eine ganze Stunde gefahren, unterbrochen von einem Pflichtboxenstopp, bei dem nachgetankt werden kann. Sogar Fahrerwechsel sind während des Stopps erlaubt. Und auch die Lokalität trägt noch zur fahrerischen Herausforderung bei: Denn auch in diesem Jahr fand dieses Event wieder in Spa Francorchamps statt.
Die Historische Formel Vau brachte ein buntes Feld von 47 historischen Formel-Vau-Fahrzeugen zusammen. Unter den Fahrern Piloten „aller Baujahre“: jüngster Fahrer war Felix Büchl (Geburtsjahr: 2006), der älteste Teilnehmer Wilfried Kornmeyer (1943). Er zeigt, dass Rennfahren jung hält. Nicht nur, dass er mit einem der anspruchsvollsten Formel Vaus, einem March der späten Baujahre unterwegs ist, er bereitet neben dem eigenen auch noch die Autos von Fahrerkollegen Rainer Schumacher und Sohn Dirk Kornmeyer gewissenhaft vor.
Das Rennwochenende begann für die Aktiven am Freitag morgen mit dem freien Training. Schönstes Wetter, eine tolle Rennstrecke – Rennfahrerherz, was willst du mehr… Der Trainingsschnellste Heiko Engelke (Lola T620, 02:45.318) war leider auch der Leidtragende einer unerfreulichen Kollision. Beim Überrunden einiger langsamer Fahrzeuge musste er einem herannahenden wassergekühlten Super Vau ausweichen und kollidierte mit dem Einvergaser des Vater-/Sohn Duos Martin und Tommy Mayer. Da ein Aufhängungsschaden an der Strecke nicht zu reparieren war, bedeutete dies das Ende des Rennwochenendes für Engelke. Zweiter im freien Training wurde Alfred Ecker (ebenfalls Lola T620, 2:48.900) vor der dritten Lola von Thomas Cramer (ASS-Lola T326, 2:49.229). Bemerkenswert: Der jüngste Sproß der Büchl-Dynastie – Felix Büchl – erzielt bei seinem allerersten freien Training mit einem Super Vau gleich mal die fünftbeste Zeit (2:51.424) auf der anspruchsvollen Strecke.
Das Qualifiying am Freitag nachmittag sollte dann die ein oder andere Überraschung bringen – denn der Wettergott hatte sich mal wieder ein paar interessante Wendungen ausgedacht. Bei bewölktem Himmel ging es auf die Strecke, die Wettervorhersage hatte 0% Niederschlagswahrscheinlichkeit angezeigt. Bei ein wenig Sonnenschein startete das Feld, aber schon nach kurzer Zeit setzte Nieselregen ein. Gerade für die Slick-bereiften Super-Vau und modernen Formel Vau begann der sprichwörtliche Ritt auf der Rasierklinge. Des einen Freund, des anderen Leid, denn ausgewiesene „Regenfahrer“ wie Robin Kluth (Lola, 2:53.520, Platz 1), Dirk Kornmeyer (Tatuus, 2:53.731, Platz 3) und Joe Welzel (DRM, 02:55.443, Platz 4) konnten ihr Können unter Beweis stellen und leistungsmäßig überlegene Klasse-5-Boliden hinter sich lassen. Als sich dann aber gleich drei Formel Vaus in die Kiesbetten eingruben und Thomas Cramer (ASS-Lola) auf der Eau Rouge einen 360-Grad-Dreher hinlegte, hatte die Rennleitung ein Einsehen. Man wartete noch, bis alle auf der Strecke befindlichen Fahrzeuge eine gezeitete Runde fahren konnten und brach dann das Qualifiying ab. Bei zunehmendem Regen wären Zeitenverbesserungen nicht mehr möglich gewesen, so konnten alle zufrieden ins Fahrerlager zurückkehren.
Die weiteren Ergebnisse aus den verschiedenen Klassen: Bester Klasse-5-Super Vau wurde Markus von Haken (Lola, 2:53.627, Platz 2), schnellster Klasse-3-Zweivergaser Mark Spanbroek (Kaimann, 3:04.144, Platz 7. In Klasse 2 (späte Einvergaser) zeigte Michael Knebel (Austro Vau, 3:18.673, Platz 15) sein Können, die schnellste Runde im Klasse-1-Einvergaser drehte Calvin Stauff (Autodynamics, 3:55.772, Platz 30).
„Der frühe Vogel fängt den Wurm“, sagt man. Die Rennleitung hatte den Termin für die „Stunde der Formel Vau“ daher ganz an den Anfang des samstäglichen Zeitplans gelegt. Was sich im Nachhinein als gar nicht so schlecht erwies, denn auch am Samstag sollte es im weiteren Verlauf immer wieder regnen. Der frühe Start ersparte den Aktiven solche Kapriolen, „die Stunde“ verlief daher weitgehend störungsfrei. Bei diesem besonderen Event der Historischen Formel Vau Europa ist neben fahrerischem Können auch Organisationsarbeit gefragt. Denn es gibt einen Pflichtboxenstopp, dessen Fenster je nach Motorisierung des Formel Vaus recht eng ist. Manch einer war bei einer Vollgasstrecke wie Spa froh, dass er mit dem vor-letzten Tropfen Sprit in die Boxengasse einbog, um für den Rest der Session nachzutanken. Vielerorts bildeten Familienmitglieder das Boxen-Team. Allen war das große Engagement anzumerken, so klappten die Stopps auch ganz ohne Probleme.
Nun zum Sportlichen: Glorreicher Sieger der Gesamtwertung wurde Joe Welzel (DRM, 843,7 Strafpunkte), vor Mark Spanbroek aus den Niederlanden (Kaimann, 898,8 Strafpunkte) und dem Team Ecker/Raml aus Österreich (Lola, 988,9 Strafpunkte).
In den Gruppenwertungen freute sich in Gruppe A Calvin Stauff über Platz 1, Ulli Degel über Platz 2 und Wolfgang Rafflenbeul über Platz 3. In Gruppe B siegte Mark Spanbroek vor Rafael Branke, und Marko Wittkuhn. Den Sieg in Gruppe C sicherte sich Joe Welzel vor dem Team Ecker/Raml und Peter Kirchner.
Text: Thomas Cramer
Fotos: Leo Eder