Posted On 23/04/2021 By In Highlights, News/ Berichte, Uncategorized With 6311 Views

Perfekter Start in Hockenheim

Vorstand und Aktive haben gebetet, gehofft und immer wieder die neusten Corona-Nachrichten studiert. Als sich der Treck von 32 historischen Formel Vau-Fahrzeugen dann Mitte April auf den Weg nach Hockenheim macht, kann es niemand so richtig glauben. Unser Saisonauftakt am Hockenheimring kann stattfinden!

Der Veranstalter MSC hatte wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Behörden von einem sicheren Ablauf der Veranstaltung zu überzeugen. Dank einem ausgeklügelten Hygienekonzept wurden alle Auflagen erfüllt und die Teilnehmer setzten dieses auch vorbildlich um.

Und im Formel Vau-Fahrerlager war eigentlich alles wie immer – bis auf die Tatsache, dass alle eine Maske trugen… Routiniert bauen die Aktiven ihre Wohnmobile und Zelte auf, hier und da fehlt ein Werkzeug – aber das kann man ja vom Nachbarn ausleihen. Der ein oder andere Bolide ist über den Winter eingerostet, läuft unsauber oder gar nicht. Aber dafür gibt es kundige Kameraden, die einem in solchen Situationen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

So fiebern alle dem freien Training entgegen. Die Temperaturen sind ziemlich niedrig, da heisst es vorsichtig sein. Gerade Slick-Reifen sind bei solchen Verhältnissen schwer zum Arbeiten zu bringen.
Am besten kommt mit den Bedingungen Oswin Büchl (Lola) zurecht. 1:56:830 sind bei solchen Bedingungen schon eine Hausnummer. Markus von Haken (Lola) folgt mit 1:59:207 und mit dem gewohnt schnellen Klasse-7-DRM folgt darauf Joe Welzel (2:00:320). 
Ganz besonders freut den Sprecher des Vorstands, dass so viele Erststarter und viele neue Autos im Grid zu finden sind: Heike Volk tritt mit dem Ex-Kluth Hick-Einvergaser an, Eckehardt Guhl präsentiert seinen Burkhart, Alwin Mader pilotiert einen wunderschönen Fuchs-Einvergaser. Michael Adenacker gönnt seiner Neuerwerbung, einem Einzelstück aus niederländischer Fertigung (Javado Zweivergaser) Auslauf, Tochter Johanna Adenacker übernimmt dafür den wunderschönen RPB. Stefan Diemke tritt mit einem perfekt restaurierten Lola in Klasse 4 an, dazu gesellt sich Sven Eickemeier mit dem ersten Motul Super Vau im absoluten Originalzustand. Und auch Lara-Luisa Link hat ihre Neuerwerbung punktgenau zum Event am Hockenheimring fertiggestellt. Sie tritt mit einem Mega in der Klasse 7 an.

Fahrerlager-Romantik einmal anders erleben die Aktiven am Freitag abend. Wegen der Coronaregelungen sind größere Gruppenbildungen tunlichst verboten. Man trifft sich so in kleineren Grüppchen und geniesst das ein oder andere Feierabendbier und leckere Vau-Weckle, die das Team „Vau wie Verantwortung“ im kontaktlosen Cateringzelt aufgebaut hat. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an Thomas Renn für die Orga der Weckle und an Gerold Link, der die Getränkeversorgung mit Tannenzäpfle und Softdrinks sowie den Aufbau des Cateringzelts übernommen hat.

Am Samstag lässt sich gegen Mittag sogar die Sonne ein wenig blicken. Das lässt auch die Asphalttemperatur zum Qualifiying ein wenig steigen. Eine heiße Zeitenjagd beginnt. Markus von Haken kann am Ende mit 1:57:477 die Pole erringen. Rüdiger Müller setzt mit seinem gelben March die zweitbeste Zeit (1:58:340). Dirk Kornmeyer hat nach Problemen im Tatuus RMS (dem einzigen jemals gebauten Formel Vau mit Kohlefaserchassis) das Kogo-T-Car bestiegen und platziert sich auf Startplatz 3. Pech für den schnellsten des freien Trainings, Oswin Büchl. Sein wunderschöner Lola T326 überhitzt schon nach einigen Runden. So muss sich Oswin mit Startplatz 5 zufrieden geben. Noch schlimmer kommt es für Klasse 4-Piloten Stephan Haas. Bei seinem wunderschönen Royal kommt es zu einem kapitalen Motorschaden. Dass etwas nicht stimmt, sieht man auf den ersten Blick auf den Motorblock. Denn das Pleuel hat hier gleich zwei größere Öffnungen in den Block geschlagen.

Zum Abend hin sinken die Temperaturen wieder, was beim ersten Lauf zu einigen abenteuerlichen Situationen führt. Polesetter Markus von Haken versucht auf der Parabolika hinter dem Safetycar seinen Reifen durch etwas zu ungestüme Lenkbewegungen aufzuwärmen. Beim folgenden Abflug in die Wiese entkommt er nur mit Glück dem fälligen Leitplankenkontakt. Im Mittelfeld klagt auch Routinier Winfried Kornmeyer in der Einführungsrunde über mangelnden Grip. Bei der Einfahrt in die Südkurve verliert er das Auto und dreht sich. Die in Gridformation fahrenden folgenden Piloten Klaus Dober und Andreas Franz müssen übers die Streckenbegrenzung hinaus ausweichen. Dann kommt es zum Kontakt von Andreas Franz’ Vorderrad und dem Hinterrad von Klaus Dober. Der schöne Motul steigt auf, dreht kurz auf 90 Grad, so dass Klaus Dober den Unterboden im Vorbeiflug in voller Pracht betrachten kann. Zum Glück folgt kein Überschlag und Andreas Franz landet zwar unsanft, setzt seine Fahrt aber unbeeindruckt fort. Auch der Autor dieser Zeilen hat in der ersten Wertungsrunde mit kalten Reifen zu kämpfen. Beim Anbremsen an der Spitzkehre kommt das Auto in eine Drehbewegung. Der ASS-Lola steht mitten im Weg… Zum Glück wählt der nachfolgende Verkehr (allen Voran Heiko Engelke) die richtige Linie und so kann es nach einer kurzen Schrecksekunde weitergehen. Nun zum Sportlichen: Bei der Historischen Formel Vau wird eine anspruchsvolle Gleichmäßigkeitswertung gefahren. Es kommt also nicht darauf an, wer als erster durchs Ziel kommt, sondern wer seine Runde am gleichmäßigsten dreht. In den Klassen ergab sich so folgendes Bild: Klasse 1: 1. Manfred Nord (Beach) vor Joachim Pfannmüller (Fuchs). Klasse 2: 1. Tim Renn (Olympic), 2. Kenneth Schlienz (Fuchs), 3. Robert Waschak (Austro Vau). Klasse 3: 1. Nick Wittkuhn (Kaimann), 2. Andreas Franz (Motul), 3. Heinz Hartmann (Vogt). Klasse 4: Siegfried Fischer (Lola), 2. Markus Theuer (Lola), 3. Joachim Ohlinger (RSM Tasco). Klasse 5: 1. Thomas Cramer (ASS-Lola), 2. Markus von Haken (Lola), 3. Heiko Engelke (Lola), Klasse 7: 1. Frank Böning (Mega), 2. Dirk Kornmeyer (Kogo), 3. Joe Welzel (DRM)In der Gesamtwertung von Lauf 1 über alle Klassen kommt Tim Renn (Klasse 2) auf Platz 1, gefolgt von Thomas Cramer (Klasse 5) und Kenneth Schlienz (Klasse 2).
Fast schon gespenstische Stille am Samstag abend im Fahrerlager. Jedermann (und -frau) hält sich an das Verbot größerer Gruppenbildungen. In den Teamzelten wird ein wenig gefeiert, allerorten wird Abstand gehalten. Und auch die Maskenpflicht im Fahrerlager ist in Fleisch und Blut übergegangen. Toll, dass das so gut klappt, denn der Saisonauftakt in Hockenheim soll so corona-gerecht wie möglich vonstatten gehen, ein Signal, dass auch unter den aktuellen Bedingungen Motorsport im Freien möglich ist.

Sonntag morgen startet der zweite Lauf ein wenig gesitteter. Alle haben ihre Lektion vom Vortag gelernt. Noch intensiver werden die Reifen in der Einführungsrunde aufgewärmt, noch vorsichtiger werden die ersten Runden angegangen. So bleibt es bei einem sportlichen Überholmanöver von Oswin Büchl in der ersten Runde, bei dem alle vier Räder bei der Einfahrt in die Parabolika stehen und sich der erfahrene Cross-Racer gleich von Platz 6 auf Platz 3 vorbremst. Es bilden sich einige „Kampfgruppen“ in denen hart aber fair um die Positionen gekämpft wird. Am Ende kehren alle mit einem strahlenden Lächeln zurück in den Parc Fermée. Dort werden – der Veranstalter hatte zur Überraschung der HFVE-Verantwortlichen die Siegerehrung auf das offizielle Siegerpodest verlegt – gleich die Sieger geehrt. In Klasse 1 ein gewohntes Bild: Lokalmatador Manni Nord siegt vor Joachim Pfannmüller. Klasse 2 gewinnt Bastian Müller (RPB) mit nur 47! Strafpunkten, 2.  Robert Waschak (Austro Vau) 3. Tim Renn (Olympic). In Klasse 3 gewinnt Nick Wittkuhn (Kaimann) Platz 1, 2. Heinz Hartmann (Vogt), 3. Andreas Franz (Motul). Klasse 4: 1. Siegfried Fischer (Lola), 2. Markus Theuer (Lola), 3. Joachim Ohlinger (RSM Tasco). Klasse 5: 1. Oswin Büchl (Lola),  2. Heiko Engelke (Lola), 3. Rüdiger Mager (Lola) Klasse 7: 1. Joe Welzel (DRM), 2. Lara Luisa Link (Mega), 3. Tom Eder (Tatuus)Die Gesamtwertung des zweiten Laufs sichert sich Bastian Müller (RPB) vor Joe Welzel (DRM) und Lara Luisa Link (Mega).
Nun sind alle Augen nach Belgien gerichtet. Denn Anfang Mai sollen dort die Läufe 3 und 4 der DMV Formel Vau stattfinden. Der Veranstalter tut alles, damit auch hier die Formel Vau-Gemeinde fahren kann. Dazu wird sogar ein Corona-Testzentrum an der Rennstrecke aufgebaut. Wir hoffen alle auf ein Zustandekommen dieses Events.

Text: Thomas Cramer
Fotos: Leo Eder, Thomas Cramer