Vor dem letzten Lauf, der aus organisatorischen Gründen kurzfristig nach Zolder verlegt wurde, konnten sich noch drei Kandidaten auf den Sprung ganz oben aufs Treppchen hoffen: Robert Waschak aus Österreich führte das Klassement nach den Läufen in Zandvoort im Juli an, dicht gefolgt von Klasse 7-Ass Joe Welzel und eben Tim Renn, einem Vertreter der jungen Formel Vau-Garde.
Dank einer fehlerfreien Vorstellung ging die Meisterschaft am Ende an den schnellen Schwaben, der schon seit einigen Jahren mit seiner engagierten Fahrweise auf sich aufmerksam macht. Er gehört immer zu den schnellsten, oft auch gleichmäßig schnell, wie es das Reglement der Historischen Formel Vau Europa sozusagen vorschreibt. Legendär im Club ist seine wilde Hatz in Hockenheim 2020, mit dem damals noch in Klasse 2 startenden Robin Kluth, bei der man sich in die gute alte Zeit der Formel Vau zurückversetzt fühlte.
Aber der Reihe nach: Nachdem organsatorische Gründe den Vorstand zur Verlegung des Saisonfinales vom lang eingeplanten Nürburgring nach Zolder zwangen, hiess es für die Aktiven: Auf nach Belgien! Mittlerweile war man ja mit den Einreise- und Corona-Formalitäten in Belgien bestens vertraut.
Der Wetterbericht verhiess „interessante“ Bedingungen. Ebenso die Strecke – zuletzt 2016 im Formel-Vau-Kalender – die mit ihrem kurvenreichen Verlauf für Spannung sorgt.
Für unseren Meisterschaftskandidaten Tim Renn verlief schon die Anreise spannend. Denn auf der Anfahrt aus dem Süden brach am Anhänger, auf dem der wunderschöne Olympic aus dem Jahre 1968 thronte, ein Radlager. Und hier kommt dann die vielzitierte Kameradschaft der Vauler ins Spiel. Unterwegs war der Anhänger nicht zu reparieren, wie der herbeigerufene ADAC schnell feststellte. Aber genauso schnell fand sich im Fahrerlager auch ein Anhänger, der flugs auf den Weg zum havarierten Olympic geschickt wurde. Und der Rückweg war auch schnell geklärt: Meisterschafts-Mitkonkurrent Joe Welzel hatte ja noch einen Platz in seinem Race-Truck frei …
So ging es dann mit (fast) voller Besetzung ins freie Training. Alwin Mader konnte seinen Fuchs wegen technischer Probleme nicht an den Start bringen. Kühle Bedingungen am Morgen und eine feuchte Strecke liessen die Vau-Fahrer mit Vorsicht die Strecke erkunden. Tom Ernst, der an diesem Wochenende endlich mal wieder seinen schönen Klasse 3-Motul ausführen wollte, ereilte früh ein Getriebe-Problem. Ansonsten kamen alle gut zurecht. Besonders begeistert war Rüdiger Müller von der Strecke. Nachdem die Ideallinie immer mehr abtrocknete, legte er gleich mal eine Fabelrunde mit seinem schnellen Klasse-5-March hin: Bei 1:44:724 stoppte die Uhr, das bedeutete die schnellste Runde (übrigens aller an diesem Wochenende startenden Serien).
Das Qualifiying am Nachmittag verlief dank trockener Bedingungen problemloser. Früh musste wieder Tom Ernst im Motul aufgeben. Das improvisiert reparierte Getriebe hielt den Belastungen nicht einmal eine Runde stand. Auch Rüdiger Müller musste früh das Handtuch werfen, weil sich bei seinem March das Schwungrad löste. Bei Wolfgang Rafflenbeul sorgte ein gelöster Gaszug für Verdruss. Ohne Vollgas kein Fahrspaß… Ganz vorne in die Startaufstellung konnte sich Heiko Engelke katapultieren. Sein Lola T620 war mit 1:48.196 das Maß der Dinge. Gefolgt von Thomas Cramer (Lola T326, 1:48.290) und Joe Welzel (DRM, Klasse 7, 1:49.853).Schnellster Klasse-4-Bolide war der wunderschöne Lola T240 von Robin Kluth (1:55.083), in Klasse 3 fuhren sich die Youngster Nick Wittkuhn und Nils Spanbroek die Bestzeiten um die Ohren, am Ende lag aber Routinier Mark Spanbroek mit 1:55.445 vorne. Schnellster Klasse 2 war wiederum Meisterschaftsanwärter Tim Renn (1:59.919).
Apropos Jugend: Die vor Jahren angestossene Jugendförderung des Vereins trägt immer deutlicher Früchte: Im Fahrerlager finden sich immer mehr junge Gesichter. Da bastelt Ruben van Hoorn mit seinen „mitgebrachten“ Freunden am Setup seines Beach Formel Vau. Anderorten sind ist Felix, Sohn unseres Klasse-5-Experten Oswin Büchl im Dauereinsatz um Hewland-Getriebe instandzusetzen. Nils Spanbroek widerum treibt seinem Vater Mark „Sorgenfalten“ ins Gesicht, weil er den nicht gerade als Langsam-Fahrer bekannten Mark das ein ums andere Mal die Bestzeiten abluchst.
Schönes Bild dazu: Nachdem Rüdiger Müllers defektes Schwungrad ja im Quali den Vortrieb erschwerte, herrscht in der Müllerschen Box in der Nacht Hochbetrieb. Niels Müller assistiert dem Vater beim Zerlegen des Super-Vau-Motors. Dazu kommen Felix Büchl und Vater Oswin. Mit vereinten Kräften wird der March Super Vau mithilfe von diversen „zusammengeborgten“ Teilen wieder flott gemacht. Und Müller Junior – übrigens mit extremen Motoren-Sachverstand gerüstet – darf natürlich am nächsten Tag eine Probefahrt machen. Hier wächst schon wieder vielversprechender Nachwuchs für die HFVE heran. Bei Testfahrten in diesem Jahr hat Niels übrigens mit einem Zweivergaser schon erste Erfahrungen gesammelt …
Die Wetterverhältnisse im ersten Lauf am Samstag morgen sorgen vor allem bei den Slick-bereiften Super-Vau-Fahrzeugen für nachdenkliche Gesichter. Noch Minuten vor dem Start ist unklar, welche Reifen man aufziehen soll. Es bleibt feucht, aber eben nicht nass genug, um die Regenreifen aufzuziehen. So geraten die ersten Runden zur Rutschpartie. Zur Freude der Klasse-2-Piloten, die dank leicht profilierter Einheitsreifen immer gut bereift sind. Ebenso erfreuten sich die unerschrockenen Youngster Nick Wittkuhn und Nils Spanbroek an den Bedingungen, die beiden konnten trotz Slick-Bereifung im Klasse 3-Zweivergaser den „alten Herren“ in den Super-Vaus die Rücklichter zeigen. Schrecksekunde für Bastian Müller im Klasse 2-RPB: Öl in der Jacky-Ickx-Bocht! Der RPB kommt beim Anbremsen in Rotation, beim Überfahren der hohen Curbs im 90 Grad-Winkel bricht die hintere linke Bremstrommel. Robin Kluth (Lola, Klasse 4) muss wiederum mit Motorenproblemen aufgeben.
Der zweite Lauf ist dann etwas ereignisärmer: Im Trockenen drehen die Vauler die letzten Runden der Saison 2021. Einzig technische Probleme trüben die Freude über das gelungene Saisonfinale: Rüdiger Müller (Anlasser-Problem), Markus von Haken (Einspritzpumpe), Nils Spanbroek (Motorenproblem) und Klaus Dober ( gebrochene Hinterachsaufhängung) kommen nicht ins Ziel.
Die Podien spiegeln dann die “schönen neuen Verhältnisse” in der Historischen Formel Vau wider.
In der Klasse 2 strahlen immer wieder „junge” Gesichter: Ruben van Hoorn – der jüngste Spross der van Hoorn-Rennfamilie findet sich gleich zweimal auf dem Podium wieder, endlich läuft sein Beach-Formel Vau zuverlässig. Tim Renn ist eh schon regelmäßig auf den vorderen Plätzen zu finden. Und mit Kenneth Schlienz wartet schon ein weitere Youngster auf Podienplätze. Klasse 3 ist auch schon von jungen Talenten infiltriert. Allen voran Nick Wittkuhn, dem Großvater Wilfried ein perfektes Auto, einen wunderschönen Kaimann, bereitstellt. Und wenn nicht technische Defekte eine Zielankunft verhindern, ist auch mit Nils Spanbroek immer zu rechnen.
Hier die Ergebnisse im Detail:
Gesamtwertung 1. Lauf:
1. Ruben van Hoorn (Beach)
2. Tim Renn (Olympic)
3. Nick Wittkuhn (Kaimann)
Klassensieger 1. Lauf:
Klasse 2: Ruben van Hoorn
Klasse 3: Nick WittkuhnKlasse
4: Stephan Haas
Klasse 5: Markus van Haken
Klasse 6: Andreas Mundt
Klasse 7: Joe Welzel
Gesamtwertung 2. Lauf:
1 Tim Renn (Olympic)
2 Fredi Huwiler (Hotz)3 Marks Spanbroek (Kaimann)
Klassensieger 1. Lauf:
Klasse 2: Tim Renn
Klasse 3: Fredi Huwiler
Klasse 4: Markus Theuer
Klasse 5: Heiko Engelke
Klasse 6: Andreas Mundt
Klasse 7: Rhett Silver
Endergebnis: Gesamtwertung DMV Formel Vau 2021
1. Tim Renn (Olympic)
2. Robert Waschak (Austro Vau)
3. Joe Welzel (DRM)
Klassensieger DMV Formel Vau 2021:
Klasse 1: Manfred Nord
Klasse 2: Tim Renn
Klasse 3: Nick Wittkuhn
Klasse 4: Markus Theuer
Klasse 5: Thomas Cramer
Klasse 6: Andreas Mundt
Klasse 7: Joe Welzel
Gratulation an die Sieger! Insbesondere an unseren Meister Tim Renn. Mit einem perfekt vorbereiteten Auto und jede Menge fahrerischen Können sicherte er sich verdient den Meistertitel.
Text: Thomas Cramer