Zum Saisonstart erwarteten die Teilnehmer des ersten Laufs der DMV Formel Vau ungewöhnlich kühle Bedingungen. Die Wetterkapriolen sorgten für ein durchaus ereignisreiches Wochenende mit einigen nicht ungefährlichen Vorfällen auf der Strecke, aber auch mit großen Gesten im Fahrerlager.
Schon am Donnerstag Abend trafen die ersten Vauler im fast winterlich anmutenden Hockenheim ein. Zwar schien zwischendurch immer wieder die Sonne, das Thermometer zeigte aber kaum über 10 Grad an. So war jeder froh, ein warmes Plätzchen im Wohnmobil oder im Clubzelt zu finden. Der Freitagmorgen startete mit dem freien Training durchwachsen. Bei kalter und leicht feuchter Strecke waren alle vollauf beschäftigt, ihre Reifen auf Temperatur zu bringen. Am besten gelang dies der bekannt schnellen Truppe der wassergekühlten Super Vaus: Platz 1 für den schnellen Schweizer Max Kohler im Ralt, gefolgt vom im Lola T 620 immer besser zurecht kommenden Dr. Markus von Haken sowie dem gewohnt schnellen Dirk Kornmeyer im von Vater Winfried perfekt vorbereiteten March. Dann folgte mit Tom Eder schon ein moderner Formel Vau 1300. Schnellster Luftgekühlter Super Vau war Tom Ernst im Lola, als schnellster Zweivergaser reihte sich Johann Wanger im wunderschönen LCR ein. Die Garde der Einvergaser führte Tim Renn im MAHAG an, noch vor Meister Robin Kluth im Hick.
Der Chronist dieser Zeilen erlebte schon bei der Boxenausfahrt sein persönliches Waterloo. An Thomas Cramers ATS-Lola blockierte unversehens das rechte Vorderrad und sorgte für einen Einschlag in die Mauer. Resultat war, trotz der überschaubaren Geschwindigkeit, eine völlig zerstörte Front, nebst Querlenkern, Felgen und Pedalerie, die des Fahrers Füße so quetschte, dass Cramers kleiner Zeh gebrochen nachgab. Einigermaßen geschockt plante Cramer schon die frühe Abreise, als Rennkamerad Markus von Haken „seine Alternative“ vorschlug. Denn im nahegelegenen Schwetzingen wartete das Zweitauto von Dr. von Haken, ein Kaimann Zweivergaser, auf seinen Einsatz. Kurzerhand wurde dieses abgeholt und rennfertig gemacht, sodass das Rennwochenende für Cramer weitergehen konnte. So sieht echte V-reundschaft, wie wir Vauler sie nennen, aus. Danke, Markus!!!
Das Qualifying verlief dann ohne größere Zwischenfälle. Dirk Kornmeyer kämpfte mit den kaum auf Temperatur zu bringenden Slicks, zauberte aber dann in Runde 8 eine 1:57:829 aus dem Ärmel. Als Zweiter platzierte sich Max Kohler im Ralt (1:58:412), Markus von Haken stellte seinen Lola T620 auf Platz 3 (2:00:577) noch vor den schnellen modernen Vau von Joe Welzel (2:04:575). Keine Zeit setzen konnte Winfried Kornmeyer im March, dessen Getriebe streikte. Ohne Zeit blieben auch Lorenz Gröning und Rüdiger Mager.
Am Samstag morgen sorgte dann sogar leichter Schneefall für Stirnrunzeln bei den Teilnehmern. Für Regenreifen war die Strecke zu trocken, die Slicks auf Temperatur zu bringen aber ein schwieriges Unterfangen. Und so begann der erste Wertungslauf gleich wieder ereignisreich. Einer der Protagonisten war unglücklicherweise wieder der Autor dieser Zeilen. Im fremden Auto, auf eiskalten Slicks unterwegs, wählte er in der Sachskurve im Pulk eine weite Linie. Doch dort war noch weniger Grip zu finden. Beim frühen Anbremsen rutschte der Kaimann Zweivergaser auf die Curbs und von dort ins Kiesbett. Ein leichter Nasen- und Reifenkontakt sorgten für einen verbogenen Querlenker und einen Riss in der historischen Kaimann-Nase. Der Ärger bei Cramer kannte keine Grenzen… Doch das war nur der Auftakt einer wilden Rutschpartie. Als sich die Zylinderkopfdichtung von Max Kohlers Ralt vor der Sachskurve in Wohlgefallen auflöste und damit weitere ölige Flüssigkeit den Grip zusätzlich verringerte, drehten in Folge noch einige Vauler zuschauerwirksam vor der Haupttribüne Pirouetten. So zeigten Wolfgang Götz und Ruben van Horn sehenswerte „360ies“, Dirk Kornmeyer pflügte das Kiesbett neu und Rüdiger Müller räumte das 100m-Schild gekonnt ab
Kurz nochmal zum Chronisten. „Teamchef“ Markus von Haken entschied nach kurzem Blick auf die Beschädigungen am Kaimann, dass dieser zu reparieren sei, damit Cramer im zweiten Lauf antreten konnte. In einer konstatierten Aktion wurde von zwischenzeitlich 8 Mechanikern (von fremden Teams und Vorstandsmitgliedern verstärkt) das Fahrzeug zerlegt, die Spurstange von Manfred Kluth in der heimischen Werkstatt gerichtet, das Auto wieder zusammengebaut und das Fahrzeug Minuten vor dem Vorstart zum zweiten Lauf vor den Augen einiger Zuschauer noch in aller Ruhe neu vermessen. Formel Vau-Geist vom Feinsten, danke an alle Helfer!!!
Ein weiteres Beispiel dieses tollen Geistes spielte sich nebenan im Werkstatt-Zelt von Max Kohler ab. Sein Ralt war ob des Defekts der Zylinderkopfdichtung unfahrbar geworden. Da klopfte Familie Kornmeyer in Form von Vater Winfried (der selbst nach Defekt ins Kornmeyer T-Car umgestiegen war) und Dirk, direkter Konkurrent in der Klasse 5, an die Zeltpforte. Deren Plan stand fest, bevor Max Kohler überhaupt eine Wahl hatte… Dirk würde den zweiten Lauf aussetzen und Max statt seiner fahren. Unversehens sah sich Max im Cockpit des schnellen March der Kornmeyers eine Sitzprobe machen, gefolgt von einer kompletten Einweisung in die lebendige Fahrwerksabstimmung des March von Dirk Kornmeyer.
So startete Lauf 2 mit zwei weiteren glücklichen Startern. Auch hier war höchste Aufmerksamkeit vonnöten, denn das Wetter hatte sich keinen Deut gebessert. Kalte Bedingungen, dazu eine leichte Restfeuchte auf den Curbs. Größere Zwischenfälle auf der Strecke bleiben aus, am Ende waren alle froh, die Autos heil ins Ziel gebracht zu haben.
Zu den Gleichmäßigkeitsprüfungen: In Lauf 1 sicherte sich Sarah Havermans im Apal den Sieg in der Klasse 1, in Klasse 2 zeigte Meister Robin Kluth im Hick, dass er in der Winterpause nichts verlernt hat. Klasse 3 führte der Österreicher Bernhard Zimmermann an, die Klasse 4 gewann Marco Wittkuhn im wunderschönen Royal RP9. Die Klasse 5 wiederum konnte Markus von Haken für sich entscheiden, Klasse 6 ging an Andreas Mundt, der weiterhin auf weitere Starter in seiner Klasse hofft. Die Klasse 7 der modernen Formel Vau gewann Peter Kirchner, der nach einer verkorksten letzten Saison im Merlin einmal zeigen konnte, was er kann.
Gesamtsieger in Lauf 1 wurde Robin Kluth (Hick, Klasse 2) vor Markus von Haken (Lola, Klasse 5) und Philipp Orthey (Austro Vau, Klasse 2).
Der zweite Lauf zeigte ein ähnliches Bild: Wieder war es die Luxemburgerin Sarah Havermans, die die Klasse 1 für sich entscheiden konnte. Klasse 2 gewann Robin Kluth mit fast unglaublichen 18 Strafpunkten. In Klasse 3 siegte Rüdiger Müller (Roc), Klasse 4 ging an Joachim Ohlinger im Tasco. Klasse 5 – das Vau-Leben schreibt halt die schönsten Geschichten – gewann Max Kohler im geliehenen March von Dirk Kornmeyer, der den Schweizer bei der Siegerehrung ordentlich feierte. Klasse 6 ging an Andreas Mundt und bei den modernen Formel Vau sicherte Serienkoordinator Tom Eder den Sieg.
In der Gesamtwertung war Meister Robin Kluth (Klasse 2, Hick) mit 18 Strafpunkten nicht zu schlagen. Es folgten auf Platz 2 Tom Eder (Klasse 7, Tatuus, 151 Strafpunkte) und Max Kohler im Leihwagen (Klasse 5, March, 160 Punkte).
Nach diesem spannenden Wochenende folgen nun ein paar ruhige Tage in den Werkstätten. Lauf 3 und 4 der DMV folgen vom 24 – 26. Mai in Spa Francorchamps.
Text: Thomas Cramer
Fotos: Astrid Orthey