Wie werde ich Formel Vau-Rennfahrer?

Tipps für Einsteiger in die historische Formel Vau Szene

von Albrecht Kussmaul

 

Hinweis: Unser Rennsportfreund Albrecht Kussmaul ist im Jahr 2010 leider verstorben. Aus Respekt und Freundschaft, aber auch weil alle Inhalte nach wie vor richtig sind, haben wir diesen Teil unserer WebSite inhaltlich weitgehend unverändert bestehen lassen. Der Vorstand Historische Formel Vau Europa e.V.

 

 

 

 

 

Bevor eine Entscheidung für diese überaus reizvolle und zudem immer noch preiswerteste Art des historischen Motorsports fällt, möchte ich als Fahrerobmann, zu folgenden Überlegungen anregen und auch die eine oder andere Anregung einfließen lassen. Zunächst: Man sollte wissen, worauf man sich einlässt. Denn einmal befallen vom „Formel Vau-Virus“, wird man mehr Kraft, mentale Energie, mehr Zeit und auch Geld investieren als man ursprünglich erwartet hätte. Kraft, Energie, Zeit, Mittel, welche man auch in andere wichtige Lebensbereiche wie Familie, Partnerschaft oder Karriere investieren könnte.

 

Warum machen wir also so etwas?

Das Erlebnis, einen Monoposto schnell und sauber über eine schöne Rennstrecke zu pilotieren ist unbeschreiblich. Nach einigen Runden stellt sich ein Gefühl von Harmonie und Rhythmik ein, vielleicht hat es auch mit Endorphinen zu tun.

 

Ist es gefährlich?

Natürlich ist der Motorsport nicht völlig harmlos. Jedoch speziell im historischen Motorsport hat fast jeder ein gewisses „vernünftiges“ Alter erreicht, man ist sich im Klaren: es gibt keinen Blumentopf mehr zu gewinnen und jeder möchte sein „Schätzchen“ wieder unversehrt mit nach hause nehmen. Außerdem hat jeder Schäden am Fahrzeug selbst zu tragen, eine „Schuldfrage“ gibt es nicht!

Die von uns benutzten Rennstrecken bieten sehr hohe Sicherheitsstandards betreffend der Auslaufzonen und der Kiesbetten. Zu Kollisionen gehören mindestens zwei Fahrer, hier gebietet die Vernunft, lieber den „Vorwärtsdrang“ etwas zurück zu nehmen, denn nach der Kurve kommt bestimmt noch eine Gerade. Unsere Fahrtregeln besagen: Dem langsameren, aber voraus fahrenden gehört die Ideallinie, er zuckt nicht angstvoll zur Seite und macht auch nicht „mitdenkend“ Platz, wenn sich von hinten ein schnellerer nähert. Er hält seine Linie! Nur so ist das geschehen auf der Strecke kalkulierbar! Für das Überholen ist zudem der Überholende verantwortlich, es hat zudem im Einvernehmen zu erfolgen!

Zur Sicherheit gehören noch die entsprechenden Ausrüstungen im Fahrzeug und die Fahrerausrüstung. Hier sollte auf keinen Fall gespart werden. Bei Unzulänglichkeiten kann man hier am ehesten mit den Technischen Kommissaren Schwierigkeiten bekommen. Es gelten die in unserem Reglement festgelegten Normen, die den internationalen Vorschriften entsprechen.

Der Neuling wird sich auch die Frage stellen: Habe ich die Eigenschaften die man braucht? Die Antwort: Dies weiß man erst, wenn man es ausprobiert hat!

Der Geduldige, Besonnene wird weiterkommen als der Hitzkopf. Auch wer im Allgemeinen gut mit anderen Leuten auskommt, wird es leichter haben. Wir sind ein Club mit ausgeprägtem Sinn für Sportsgeist, Kameradschaft und Hilfsbereitschaft. Sich gegenseitig mit Werkzeug, Ersatzteilen, technischem Wissen oder einer Tasse Kaffee auszuhelfen, ist selbstverständlich. Sehr hilfreich sind auch Interesse an technischen Dingen und handwerkliches Geschick. Ist beides nicht vorhanden, hilft auch eine prall gefüllte Geldbörse …

Schließlich sollte man sowieso über etwas Kleingeld verfügen: Automobilsport ist nicht billig. Je nach Ambition können für eine laufende Saison schon mal 2.000 € bis 3.000 € draufgehen, ohne dass Schäden am Wettbewerbsfahrzeug auftreten. Man denke an Nenngelder, An- und Abreise, Übernachtungskosten, Verpflegung, Betriebsstoffe wie Öl, Benzin usw. Dazu kommt noch der nicht unerhebliche Faktor der Anschaffung eines Rennwagens. Von 2.500 € für ein fragwürdiges Restaurierungsobjekt bis zu ca. 30.000 € für einen exzellenten Super Vau ist alles drin. Dann muss noch ein Anhänger her, ein Zugwagen, wünschenswert ein Pavillon oder Zelt, Sicherheitsbekleidung (ca. 1.000 €), und, falls im erworbenen Fahrzeug nicht vorhanden oder nicht auf dem aktuellen Stand, Feuerlöschanlage (von 300 bis 700 €) und Sicherheitsgurte (ca. 300 €).

Wir im HFVE fahren Gleichmäßigkeitsläufe oder Demonstrationsläufe. Eine internationale Rennlizenz für den historischen Motorsport kann beim DMSB bzw. der zuständigen nationalen ASN beantragt werden und kostet derzeit ca. 200 € pro Jahr. An Fahrzeugpapieren ist ein HTP-Pass (Historical technical Passport) erforderlich (Kosten ca. 550 – 750 €). Dies ist aber auch eine Investition in den Marktwert des Fahrzeugs.

 

Die Anschaffung eines Formel Vau oder Super Vau Rennwagens

Wer jetzt noch nicht abgeschreckt ist, sollte zunächst der Historischen Formel Vau Europa e.V. beitreten. Vorerst reicht eine passive Mitgliedschaft (40 €). Der Club hilft den wenig Erfahrenen gerne typische Anfängerfehler zu vermeiden. Außerdem stehen Mitgliedern auf unserer Homepage Informationen offen, die dem Besucher verschlossen bleiben. So z. B. Reglements aller Jahrgänge, weiterführende Einsteigertipps, das Archiv und das Fahrzeugregister. Diese Informationen sind unverzichtbar für eine Kaufentscheidung.

Originalität sollte natürlich die Hauptrolle spielen. Vieles wird angeboten mit z.B. falschen Felgen, nicht korrektem Motor oder Zylinderköpfen, unzulässigen Flügeln o.ä. Fahrzeuge mit altem ONS Pass (nicht mehr gültig) oder derzeit gültigem FIA/DMSB Wagenausweis sind natürlich wertvoller als solche ohne Papiere.

Ist ein Fahrzeug ins Auge gefasst, vorerst bitte nichts überstürzen, sondern einen „alten Hasen“ aus dem Club zu Rate ziehen (Kontaktdaten auf der Website).

Für den Anfang empfiehlt sich eher ein Formel Vau 1300 mit einem Vergaser. Fahrzeuge dieser Klasse haben den geringsten Wartungsaufwand, sind technisch am pflegeleichtesten. Der finanzielle Aufwand ist ebenfalls der geringste. Oftmals werden auch innerhalb des Clubs sehr brauchbare Verkaufsangebote zu realistischen Preisen gemacht.

Wie unser Name „Historischer Formel Vau Europa e. V.“ erkennen lässt, kommt es uns nicht zuletzt auf den Erhalt historischer Eigenschaften an. Dennoch sind wir nicht „päpstlicher als der Papst“ und tolerieren, insbesondere bei Neueinsteigern, auch Autos, die (noch) nicht ganz authentisch daherkommen. Nachdrücklich werden wir aber auf solche Unkorrektheiten hinweisen und die Besitzer im Hinblick auf deren Beseitigung beraten. Neben der historischen Betonung ist uns nämlich auch der „Fahrspaß für jeden“ sehr wichtig. Ziel ist es dennoch historisch authentische Formel Vau und Super Vau-Felder präsentieren zu können.

Wir bemühen uns, Neumitglieder beim ersten Einsatz nach allen Kräften bei Fragen wie z. B.: Wo muss ich mich anmelden? Wo kann ich mich hinstellen? Was ist bei der technischen Abnahme zu beachten? usw. zu unterstützen.

Nun hoffen wir Sie/Dich bald in unseren Reihen willkommen heißen zu können und wünschen für die nun kommenden Schritte viel Glück und Erfolg!

 

Albrecht Kussmaul, 2. Vorsitzender und Fahrerobmann