Posted On 15/05/2021 By In News/ Berichte, Uncategorized With 4921 Views

Tolle Erlebnisse in Spa

Einmal die Eau Rouge in vollem Beritt gen Himmel schießen, das ist der Traum wohl jeden Rennfahrers.  Dieses einmalige Gefühl wurde den Teilnehmern des 3. + 4. Laufs der DMV Formel Vau Anfang Mai zuteil. 

Entgegen allen Widrigkeiten kämpften sich die Aktiven in die belgischen Ardennen. Denn zunächst galt es, eine Flut von (Online-)Formularen auszufüllen, ein negatives Testergebnis beizubringen und alle Regeln der Ein- und Ausreise zu beachten.

Vor Ort hatte der Veranstalter die Behörden mit einem ausgeklügelten Konzept von der sicheren Ausführung der Veranstaltung überzeugt. Unter der Schirmherrschaft des europäischen Funcups, die mit modernen Käfer-Varianten Langstrecken-Rennen austragen, war neben der HFVE auch der Ligier-Cup auf der Ardennen-Achterbahn unterwegs. 

Als am Donnerstag Abend die ersten Teilnehmer eintrafen herrschten – in den Ardennen nicht unüblich – kühle Temperaturen von 2 Grad, aber das Wetter sollte sich bis zum Sonntag kontinuierlich steigern. Untergebracht war die HFVE im historischen Fahrerlager. Zwei Teams teilten sich eine Box, dahinter entstand ein buntes Lager aus den Wohnmobilen der Vauler, gemischt mit professionellen Teams des Funcups und der Ligier-Teams.

Am späten Freitag Nachmittag ging es dann zum freien Training das erste mal auf die Strecke. Gerade einmal 10 Grad zeigte das Thermometer. Zum Glück war die Strecke trocken. Trotzdem ließen es alle vorsichtig angehen. Gerade die Slick-bereiften Vaus der moderneren Klassen hatten Probleme, die Pneus auf Arbeitstemperatur zu bringen.

Rüdiger Mager schienen die kühlen Temperaturen am wenigsten zu beeindrucken. Mit 2:49:579 setzte er im Klasse 5 Jim-Beam-Lola die absolute Bestzeit. Schnellster Klasse 7-Pilot war Routinier Joe Welzel mit 2:54:265, Klasse 4 führte Robin Kluth im engagiert bewegten Lola T252 an, Nils Spanbroek aus den Niederlanden zeigte im toll restaurierten Brut-Kaimann mit 3:06:165 sein Können, schnellster Klasse 2-Pilot war der Österreicher Robert Waschak (3:18.722).

Hochmotiviert ging es am Samstag morgen ins Qualifying. Wieder waren die Temperaturen eher winterlich, aber immerhin reichte es zu Plusgraden nahe des zweistelligen Bereichs. Eine Formel-Vau-Taktik aus den guten alten Zeiten wendet dabei das „europäische“ Klasse-2-Ensemble um Robert Waschak (A), Ruben van Hoorn (NL) und Kenneth Schlienz an. Das Trio nutzte den Windschatten des jeweiligen anderen. Aus diesem heraus katapultierte sich man dann mit ordentlich Überschuss in Führung. Bis Youngster Ruben van Hoorn mit Motorenproblemen abstellen musste… Schnellste dieser Gruppe wurde allerdings Tim Renn, der das Feld der Einvergaser mit 3:14:139 anführte und sich damit Startplatz 19 sicherte. In Klasse 3 zeigten die „jungen Leute“, dass mit ihnen zu rechnen ist. Youngster Nils Spanbroek holte sich Startplatz 10 mit 3:03:845, dicht gefolgt vom jüngsten Spross der Wittkuhn-Familie, Nick Wittkuhn (3:05:474). Nick erzählt dem Autor dieser Zeilen von seinen ersten Erlebnissen in Spa: 2015 hatte ihn – er war damals 13 – noch sein Opa Winfried bei der Bugshow im Rennkäfer über die Ardennenachterbahn pilotiert. 2019 durfte er dort zum ersten mal (als 17-jähriger) selbst ins Lenkrad greifen – mit gemischtem Erfolg … Im freien Training gab es eine „Feindberührung“ mit Robert Waschak. Resulat: beschädigte Karosserie und ein kaputter Reifen. Der „Vau-Geist“ im Fahrerlager sorgte für Abhilfe, während Opa Winfried die Karosserie richtete, gab’s einen Ersatzreifen von Joe Welzel, den Patrick Havermans dank seiner Französischkenntnisse beim Funcup-Reifendienst im Handstreich aufziehen ließ. In der Quali war dann aber endgültig Schluss, weil der Motor aufgab…

Aber nun wieder zurück in die Gegenwart: Klasse 4-Bestzeit erzielte Robin Kluth im Lola 252 mit 2:53:120. Auch hier ging es nicht ganz ohne „Body Contact“: Robins fordernder Fahrstil beförderte ihn kurz nach dem Start der Quali in den Windschatten des Klasse 5-Lola von Thomas Cramer, der es mit kalten Reifen zunächst etwas ruhiger anging. In Les Combes wollte Robin außen vorbei, was in einem Dreher resultierte. Rückwärts flog er an den ASS-Lola heran, berührte diesen aber nur leicht mit dem aus der Karosserie ragenden Schalldämpfer. Der fortan leicht geknickt, aber voll funktionsfähig, gen rechte Fahrzeugseite zeigte.

In Klasse 5 zeigte Oswin Büchl seine besondere Klasse. Mit 2:43:275 war er rund sechs Sekunden schneller als der auch nicht gerade langsam um den Kurs schleichende Markus von Haken (2:49:798). Im DRM (Klasse 7) katapultierte sich Joe Welzel mit 2:51.914 ins Feld der schnellen Klasse-5-Fahrzeuge.

Zum Abschluss des Renn-Samstags gingen die Vauler dann am Abend zum ersten Wertungslauf auf die Strecke. In der Startaufstellung ganz vorne Polesetter Oswin Büchl. Hinter dem Safetycar führte er das Feld perfekt geschlossen auf die Zielgerade und los ging eine wilde Hatz. Vorne bildete sich mit den Lola-Piloten Oswin Büchl , Rüdiger Mager und Markus von Haken eine Spitzengruppe. Dahinter fighteten Heiko Engelke (Lola), Thomas Cramer (Lola), Rüdiger Müller (March) und Joe Welzel (DRM) um die Platzierungen. Auch dahinter ging es mitunter heiß zu. Mit Nils Spanbroek und Nick Wittkuhn hatten sich zwei Youngster gefunden, in der Klasse 2 kam es wie schon erwähnt zu schönen Windschatten-Schlachten. Wobei sich Ruben van Hoorn früh aus der „Reisegruppe“ verabschieden musste: Motorschaden am schönen Beach …

Das anspruchsvolle Gleichmäßigkeitsformat der DMV Formel Vau lösten am besten die folgenden Piloten: Klasse 1: 1. Manfred Nord; Klasse 2: 1. Robert Waschak, 2. Wolfgang Rafflenbeul, 3. Kenneth Schlienz; Klasse 3: 1. Thomas Renn, 2. Alfred Huwiler, 3. Mark Spanbroek; Klasse 4: 1. Joachim Ohlinger, 2. Robin Kluth, 3. Markus Theuer; Klasse 5: 1. Oswin Büchl, 2. Rüdiger Mager, 3. Rüdiger Müller; Klasse 7: 1. Joe Welzel, 2. Dirk Kornmeyer, 3. Lara-Luisa Link.

Die Gesamtwertung sicherte sich Robert Waschak (Klasse 2) vor Wolfgang Rafflenbeul (Klasse 2) und Oswin Büchl (Klasse 5). 

Auch beim 3. Lauf zur DMV Formel Vau Meisterschaft waren wieder gleich drei weibliche Fahrer am Start: Lara-Luisa Link kommt mit ihrem Klasse 7-Mega immer besser zurecht. Auch Heike Volk (Hick, Klasse 2) konnte ihre Rundenzeiten kontinuierlich steigern. Und Johanna Adenacker (RPB, Klasse 2) verbesserte übers Wochenende ebenso stetig ihre Rundenzeiten. Wir freuen uns sehr über so viel Frauen-Power…

Auch wenn es eigentlich für den vielzitierten Vau-Geist keinen Beweis mehr braucht, diese schöne Geschichte zeigt, wie man im “V-ahrerlager” miteinander umgeht. Die schweizer Vau-Fahrer Fredi Huwiler bemerkte nach dem ersten Lauf, dass sich sein Schlüsselbund im Rennoverall selbstständig und dann sogar den Hotz HA3 Zweivergaser ordnungswidrig auf der Strecke verlassen hatte. Damit ist der Zugang zum warmen Wohnmobil versperrt und auch die Heimfahrt in die schöne Schweiz aufs Äußerste gefährdet. Kurzerhand machen sich Fredi und Boxenpartner Robert Waschak am Abend auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen und damit auf eine Streckenerkundung der besonderen Art. Sieben Kilometer – bergauf und bergab suchen die beiden nach dem verlorenen Schlüssel.  Auf der Strecke gefunden haben sie einen Seitenschneider, ein Ford-Emblem, hunderte abgebrochene Spoilerteile, Carbonstücke, Sicherungsbleche  und den zerknitterten Ansaugtrichter, den Fredi bei der rasanten Fahrt auch noch verloren hatte. Aber leider keinen Schlüsselbund! Schnell wird Fredis Frau kontaktiert, die den Ersatzschlüssel aus der Schweiz nach Belgien bringen soll – einfache Fahrt 700 km…  Nun kommt der Vau-Geist ins Spiel: Oswin Büchl, der eigentlich „nur“ den Ansaugtrichter richten soll, schaltet messerscharf: Sein Sohn Felix will doch am nächsten Tag ganz früh aus der Heimat Denkingen nachreisen, das ist doch nur einen Katzensprung von der Schweizer Grenze entfernt. Gesagt getan, der Schlüssel wird von Fredis Schwiegersohn nach Denkingen gebracht, Felix nimmt ihn mit auf die Reise nach Spa und so hat Fredi am nächsten morgen wieder Zugang zu seinem geliebten Wohnmobil…

Zeitsprung: Sonntag morgen. Wer erfolgreich sein will, muss früher aufstehen – nach diesem Motto starten die Vauler am Sonntag um 09.00 Uhr als erste Serie des Tages auf die Strecke. Der Veranstalter hat aus den Problemen am Vortag bei der Startaufstellung in der Boxengasse gelernt und lässt sich mehr Zeit für die Aufreihung der 40 Vau-Renner. Damit geht es perfekt organisiert zum 4. Lauf der DMV Formel Vau.

Auf der Strecke finden sich schnell wieder die gleichen „Kampfgruppen“ des Vortags. Einige sehenswerte Überholmanöver werden auf den Inboard-Kameras der historischen Vaus festgehalten. Am Ende ein fast schon gewohntes Bild: Strahlende Gesichter allerorten. So viel Spaß hat man lange nicht mehr gehabt. Die herausfordernde Strecke, gepaart mit tollen Positionskämpfen, dazu die Kameradschaft im Fahrerlager, besser kann ein Wochenende nicht laufen…

Zum Sportlichen: Platz 1 in Klasse 1 sichert sich Manfred Nord, in Klasse 2 siegt Youngster Kenneth Schlienz, vor Johanna Adenacker und Robert Waschak. In Klasse 3 holt sich Alfred Huwiler (die Streckenbegehung zahlt sich aus…) den ersten Platz, Platz 2 Heinz Hartmann, Platz 3 Nick Wittkuhn. Der Sieg in Klasse 4 geht an Joachim Ohlinger, Robin Kluth holt den zweiten, Markus Theuer den dritten Platz. In Klasse 5 fährt Markus von Haken den Sieg ein, gefolgt von Rüdiger Mager und Thomas Cramer. Die Klasse 7 entscheidet Kay Volk für sich, gefolgt von Joe Welzel und dem amtierenden Vau-Meister Peter Kirchner.

Über den Sieg in der Gesamtwertung des 4. Meisterschaftslaufs kann sich Kenneth Schlienz (Klasse 2) freuen, Zweiter wird Markus von Haken (Klasse 5), den dritten Platz belegt Rüdiger Mager (Klasse 5)

Text: Thomas Cramer
Fotos: Thomas Cramer, Thomas Schlienz