formcar_usa

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frankorthey
formcar_usa [2022/03/01 17:26] (aktuell)
frankorthey
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 +{{ ::1962_formcar_1.jpg?direct&600 |}}
 +//Formcar 1962//
 {{ ::1965_formcar_fertig.jpg?direct&600 |}} {{ ::1965_formcar_fertig.jpg?direct&600 |}}
 //Bereit für Europa: Formcar nach der Montage im Werk 1 bei Porsche //Bereit für Europa: Formcar nach der Montage im Werk 1 bei Porsche
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 **Die Formcar-Story** **Die Formcar-Story**
  
-Von Tobias Aichele+Basisbeitrag von Tobias Aichele
  
-Amerika erlebte Anfang der sechziger Jahre eine große Renaissance des Motorsports – unter anderem durch die Idee eines „einfachen“ Rennwagens. Auf Basis des Volkswagens. Der Bau der Formel V-Renner in den USA geht auf eine Initiative des Geschäftsmanns Hubert L. Brundage zurück, ein erfolgreicher Werkzeughändler und VW-Händler aus Miami in Florida. Als er seinen Firmensitz nach Jacksonville in Florida verlegte, machte er seine bisherige Telexadresse BRUMOS gleich zum Firmennamen. Die Umsetzung seiner Idee eines kostengünstigen Rennwagens aber war für ihn ein zu steiniger Weg. Er beauftragte zunächst den bekannten Rennwagendesigner Enrico Nardi (bei uns eher bekannt durch die Nardi-Lenkräder) aus Italien und stellte ihm für seine Entwürfe einen nagelneuen 1200er Käfer zur Verfügung. Das Resultat des Formel Junior mit VW-Technik war ernüchternd, der Wagen unhandlich und langsam. Daran konnte auch der engagierte Profifahrer Bill Bencker junior durch Abstimmungsarbeiten nichts ändern. Zu allem Überfluss flatterte dem rührigen Hobbyrennfahrer Brundage aus Wolfsburg auch noch eine Abmahnung ins Haus, mit der eindeutigen Aufforderung, diese Aktivitäten mit VW-Teilen zu unterlassen. Entnervt verkaufte Hubert L. Brundage die beiden bis zu diesem Zeitpunkt gefertigten Prototypen zu einem symbolischen Preis von einem Dollar an den Luftwaffen-Colonel und SCCA-Funktionär George Smith und an William „Bill“ Duckworth aus Orlando in Florida. Dieser galt als begnadeter Mechaniker und hatte eine eigene Werkstatt. Ebenfalls getrieben von der Idee einer bezahlbaren Rennserie gründeten beide im Juli 1962 die Firma Formcar in der West Robinson Avenue 1229. Smith, Präsident der neuen Firma, nutzte sein Engagement in dem amerikanischen Motorsportverband Sports Car Club of America, kurz SCCA, um Interessenten zu generieren. Duckworth, Vize-Präsident und Produkt-Manager, konstruierte einen Rahmen und ließ das Kunststoffkleid von Don Stuart und Georg Taylor, ebenfalls aus Orlando, fertigen. Es war dem Porsche Formel 2-Rennwagen nachempfunden. +Amerika erlebte Anfang der sechziger Jahre eine große Renaissance des Motorsports – unter anderem durch die Idee eines „einfachen“ Rennwagens. Auf Basis des Volkswagens. Der Bau der Formel V-Renner in den USA geht auf eine Initiative des Geschäftsmanns Hubert L. Brundage zurück, ein erfolgreicher Werkzeughändler und VW-Händler aus Miami in Florida. Als er seinen Firmensitz nach Jacksonville in Florida verlegte, machte er seine bisherige Telexadresse BRUMOS gleich zum Firmennamen. Die Umsetzung seiner Idee eines kostengünstigen Rennwagens aber war für ihn ein zu steiniger Weg. Er beauftragte zunächst den bekannten Rennwagendesigner Enrico Nardi (bei uns eher bekannt durch die Nardi-Lenkräder) aus Italien und stellte ihm für seine Entwürfe einen nagelneuen 1200er Käfer zur Verfügung. Das Resultat des Formel Junior mit VW-Technik war ernüchternd, der Wagen unhandlich und langsam. Daran konnte auch der engagierte Profifahrer Bill Bencker junior durch Abstimmungsarbeiten nichts ändern. Zu allem Überfluss flatterte dem rührigen Hobbyrennfahrer Brundage aus Wolfsburg auch noch eine Abmahnung ins Haus, mit der eindeutigen Aufforderung, diese Aktivitäten mit VW-Teilen zu unterlassen. Entnervt verkaufte Hubert L. Brundage die beiden bis zu diesem Zeitpunkt gefertigten Prototypen zu einem symbolischen Preis von einem Dollar an den Luftwaffen-Colonel und SCCA-Funktionär George Smith und an William „Bill“ Duckworth aus Orlando in Florida. Dieser galt als begnadeter Mechaniker und hatte eine eigene Werkstatt. Ebenfalls getrieben von der Idee einer bezahlbaren Rennserie gründeten beide im Juli 1962 die Firma Formcar in der West Robinson Avenue 1229. 
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 +//William Duckworth und George Smith// 
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 +Smith, Präsident der neuen Firma, nutzte sein Engagement in dem amerikanischen Motorsportverband Sports Car Club of America, kurz SCCA, um Interessenten zu generieren. Duckworth, Vize-Präsident und Produkt-Manager, konstruierte einen Rahmen und ließ das Kunststoffkleid von Don Stuart und Georg Taylor, ebenfalls aus Orlando, fertigen. Es war dem Porsche Formel 2-Rennwagen nachempfunden. 
 Der Prototyp entstand in einer kleinen Ecke in der Fahrzeug-Reparatur-Werkstatt von Duckworth. Die weiteren drei und somit ersten „Serien“-Fahrzeuge (62-2, 62-3 und 62-4) folgten nach ausgiebigen Tests mit dem Prototypen und wurden im November und Dezember 1962 für jeweils 2.495 Dollar – und zwar rennfertig – verkauft. Diese ersten Fahrzeuge wurden komplett in Handarbeit von Duckworth persönlich gefertigt.  Der Prototyp entstand in einer kleinen Ecke in der Fahrzeug-Reparatur-Werkstatt von Duckworth. Die weiteren drei und somit ersten „Serien“-Fahrzeuge (62-2, 62-3 und 62-4) folgten nach ausgiebigen Tests mit dem Prototypen und wurden im November und Dezember 1962 für jeweils 2.495 Dollar – und zwar rennfertig – verkauft. Diese ersten Fahrzeuge wurden komplett in Handarbeit von Duckworth persönlich gefertigt. 
 +{{ ::1962_formcar_anzeige.gif?direct&600 |}}
 +//Werbung für die neue Formula Vee 1962//
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 Den Prototypen mit der Nummer 62-1 kaufte Robert C. Smith von Atlantic Beach in Florida. Nummer vier existiert noch und wurde vor knapp einem Jahr von Woodstock nach Deutschland verkauft. Um praktisch jedem den Einstieg in den Motorsport zu ermöglichen, bot die junge Firma schließlich einen Kit ohne VW-Komponenten (Motor, Getriebe, Achsen) für nur 945 Dollar an, ein kompletter Bausatz schlug gerade einmal mit 1.995 Dollar zu Buche.  Den Prototypen mit der Nummer 62-1 kaufte Robert C. Smith von Atlantic Beach in Florida. Nummer vier existiert noch und wurde vor knapp einem Jahr von Woodstock nach Deutschland verkauft. Um praktisch jedem den Einstieg in den Motorsport zu ermöglichen, bot die junge Firma schließlich einen Kit ohne VW-Komponenten (Motor, Getriebe, Achsen) für nur 945 Dollar an, ein kompletter Bausatz schlug gerade einmal mit 1.995 Dollar zu Buche. 
 Die ersten drei Serienfahrzeuge hatten kurz nach ihrer Fertigstellung ein erfolgreiches Renn-Debüt auf dem Effingham Raceway in Georgia. Die Vaus starteten am Ende des Feldes hinter Rennern vom Schlage Porsche 356, Triumph TR 3, Austin-Healeys 100/4 und 3000 sowie Sunbeam Alpines, also Fahrzeugen mit größtenteils über 100 PS. Die Zuschauer staunten nicht schlecht, als alle drei Formcars mit ihren bescheidenen 34 PS am Ende des Rennens die Plätze eins bis drei belegten. Fortan starteten die Formel Vaus bei Veranstaltungen mit gemischten Starterfeldern immer vorneweg.  Die ersten drei Serienfahrzeuge hatten kurz nach ihrer Fertigstellung ein erfolgreiches Renn-Debüt auf dem Effingham Raceway in Georgia. Die Vaus starteten am Ende des Feldes hinter Rennern vom Schlage Porsche 356, Triumph TR 3, Austin-Healeys 100/4 und 3000 sowie Sunbeam Alpines, also Fahrzeugen mit größtenteils über 100 PS. Die Zuschauer staunten nicht schlecht, als alle drei Formcars mit ihren bescheidenen 34 PS am Ende des Rennens die Plätze eins bis drei belegten. Fortan starteten die Formel Vaus bei Veranstaltungen mit gemischten Starterfeldern immer vorneweg. 
 Der erste Rennerfolg brachte die Monoposti auf die Titelseite des damals maßgeblichen Motosport-Magazins SportsCar – mit dem Resultat, dass Formcar Constructors Inc. von Anfragen so überhäuft wurde, dass Duckworth seinen florierenden Reparatur-Betrieb zumachte und sich ganz auf den Bau von Rennwagen konzentrierte. Kurze Zeit darauf hatte er fünf Mitarbeiter und das Unternehmen zog in größere Räumlichkeiten in die Central Avenue. In Folge wurden zwölf Verkaufsstellen definiert und mit Burgess Enterprises of Denver in Colorado ein etablierter Betrieb als Kooperationspartner hinzugenommen, um für die Westküste Fahrzeuge zu fertigen und zu verkaufen. Bestellungen kamen inzwischen auch aus Deutschland, England, Holland, Frankreich, Schweden, Italien, Österreich und der Schweiz.  Der erste Rennerfolg brachte die Monoposti auf die Titelseite des damals maßgeblichen Motosport-Magazins SportsCar – mit dem Resultat, dass Formcar Constructors Inc. von Anfragen so überhäuft wurde, dass Duckworth seinen florierenden Reparatur-Betrieb zumachte und sich ganz auf den Bau von Rennwagen konzentrierte. Kurze Zeit darauf hatte er fünf Mitarbeiter und das Unternehmen zog in größere Räumlichkeiten in die Central Avenue. In Folge wurden zwölf Verkaufsstellen definiert und mit Burgess Enterprises of Denver in Colorado ein etablierter Betrieb als Kooperationspartner hinzugenommen, um für die Westküste Fahrzeuge zu fertigen und zu verkaufen. Bestellungen kamen inzwischen auch aus Deutschland, England, Holland, Frankreich, Schweden, Italien, Österreich und der Schweiz. 
 +{{ ::1966_formcar_mk3.jpg?direct&600 |}}
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 Eine eigene Rennserie war nun folgerichtig. Mit Hilfe der SCCA wurde ein Reglement festgelegt und schließlich die Formula Vee Racing Association gegründet. Von 1964 an wurden in den USA reine Formel Vau-Rennen ausgetragen. Nun waren die wichtigsten Eckdaten geschaffen und es kam Schwung in die neue Szene. Andere Hersteller wie Autodynamics von Ray Caldwell und Beach von Gene Beach, die Lynx Car Company von Bob Riley und John Mills sowie Zink von Ed Zink stellten ebenfalls in kürzester Zeit Monoposti auf die Räder. Bis ins Jahr 1966 wurde Formel Vee zur erfolgreichsten Rennserie für Monoposti in den USA. Diese Rennen war so beliebt, dass sogar Grand-Prix-Fahrer mitgefahren sind, allen voran Dan Gurney, der in Florida im Jahr 1963 sogar ein Rennen gewann. Auch Schauspieler wie Steve McQueen kletterten ins Cockpit der Vaus. Er wurde am 3. März 1963 zweiter bei der SCCA Divisional Fernandina Beach für Tourenwagen und GT-Fahrzeuge, ergänzt durch Monoposti. Eine eigene Rennserie war nun folgerichtig. Mit Hilfe der SCCA wurde ein Reglement festgelegt und schließlich die Formula Vee Racing Association gegründet. Von 1964 an wurden in den USA reine Formel Vau-Rennen ausgetragen. Nun waren die wichtigsten Eckdaten geschaffen und es kam Schwung in die neue Szene. Andere Hersteller wie Autodynamics von Ray Caldwell und Beach von Gene Beach, die Lynx Car Company von Bob Riley und John Mills sowie Zink von Ed Zink stellten ebenfalls in kürzester Zeit Monoposti auf die Räder. Bis ins Jahr 1966 wurde Formel Vee zur erfolgreichsten Rennserie für Monoposti in den USA. Diese Rennen war so beliebt, dass sogar Grand-Prix-Fahrer mitgefahren sind, allen voran Dan Gurney, der in Florida im Jahr 1963 sogar ein Rennen gewann. Auch Schauspieler wie Steve McQueen kletterten ins Cockpit der Vaus. Er wurde am 3. März 1963 zweiter bei der SCCA Divisional Fernandina Beach für Tourenwagen und GT-Fahrzeuge, ergänzt durch Monoposti.
 Die Firma Formcar wurde nach dem Bau von rund 250 Fahrzeugen beziehungsweise Bausätzen im Jahr 1966 geschlossen. Der Grund: Reglement-Änderungen durch die Drivers Association ließen die Kosten für die Monoposti steigen, was zunehmend weniger der Vision von Bill Duckworth entsprach, kostengünstige Monoposti anzubieten. Zudem erhöhten die zahlreichen Anbieter den Kostendruck. Die Firma Formcar wurde nach dem Bau von rund 250 Fahrzeugen beziehungsweise Bausätzen im Jahr 1966 geschlossen. Der Grund: Reglement-Änderungen durch die Drivers Association ließen die Kosten für die Monoposti steigen, was zunehmend weniger der Vision von Bill Duckworth entsprach, kostengünstige Monoposti anzubieten. Zudem erhöhten die zahlreichen Anbieter den Kostendruck.
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 ===== Bauzeit/Baujahre ===== ===== Bauzeit/Baujahre =====
 +1962 - 1966
  
 ===== Typen und Technik ===== ===== Typen und Technik =====
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 ===== Anzahl der gebauten FV- und Super-Vau-Fahrzeuge ===== ===== Anzahl der gebauten FV- und Super-Vau-Fahrzeuge =====
 +Ca. 250
  
 ===== Firmensitz- und Adresse (historisch, aktuell) ===== ===== Firmensitz- und Adresse (historisch, aktuell) =====
 +2002 Edgewater Drive, Orlando, Florida, USA
  
 ===== Quellen, Bücher, Websites ===== ===== Quellen, Bücher, Websites =====
  
-Thomas Keßler/Frank Michael Orthey/Lothar Panten: Formel Vau und Super Vau. Die Geschichte eines Rennsport-Welterfolgs. View-Verlag, 2. Auflage Bonn 2017+Thomas Keßler/Frank Michael Orthey/Lothar Panten: Formel Vau und Super Vau. Die Geschichte eines Rennsport-Welterfolgs. View-Verlag, 2. Auflage Bonn 2017, S. 24ff
  
 **Formcar Literatur** **Formcar Literatur**
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 Die Formel V wird 50 Wolfgang M. Buchta mit Rainer Braun Die Formel V wird 50 Wolfgang M. Buchta mit Rainer Braun
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 +http://formcarregistry.com/Registry.htm
  
 ===== Experten und Ansprechpartner ===== ===== Experten und Ansprechpartner =====
 Tobias Aichele Tobias Aichele
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 Thomas Keßler Thomas Keßler
  
 +{{ ::1963_formcar_jm.jpg?direct&600 |}}
 +//Beherzt bewegter Formcar 1963//
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 +{{ ::1964_greenwood_roadway.jpg?direct&600 |}}
 +//1964: Drei Formcars und ein Autodynamics am Vorstart (Greenwood Roadway)//
  
  • formcar_usa.1641636899.txt.gz
  • Zuletzt geändert: 2022/01/08 11:14
  • von frankorthey