Posted On 29/09/2025 By In Highlights, News/ Berichte With 441 Views

Gelungene Premiere in Anneau du Rhin

Im September zog es die Formel Vau-Community auf die kleine aber feine Rennstrecke im Elsass, nach Anneau du Rhin. Die alljährlich stattfindende Trophée d’Alsace hat sich zum Geheimtipp unter französischen Freunden des historischen Rennsports gemacht.

Ein Erfolgsgeheimnis: Die Mischung aus jung und Alt. Da präsentieren sich wunderschöne Bugattis im Wert von 75 Millionen Euro und kurz darauf braust der französische Car-Influencer Sylvain Lyve mit seinem auf 1000 PS aufgemotzten Fiat Multipla über die Strecke. Dazu klassischer Rennsport vom Feinsten.

Die Historische Formel Vau hatte gleich drei Highlights im Gepäck: Spannende Meisterschaftsläufe zur DMV Formel Vau 2025. Die Läufe zählten zusätzlich zum Goldpokal, den die HFVE über die Jubiläumsjahre 2024, 2025 und 2026 ausfährt. Und dazu noch Demo-Runden mit den Kollegen der französischen Formule Vé France, ebenfalls anläßlich der Jubiläen zum 60-jährigen Bestehen der Formel Vau in Europa.

Am Freitag morgen starteten die Aktiven mit dem freien Training: Für viele war es das erste Mal auf der herausfordernden Strecke – gespickt mit engen Schikanen, Mutkurven und einer ewig langen Geraden. Die Fahrer tasten sich deshalb behutsam ans Limit heran. Routinier Mark Spanbroek zeigte gleich einmal mit 1:46.536 im Zweivergaser-Kaimann, dass die Strecke ihm gut liegt. Auch Benjamin Havermans fand sichtlich Gefallen am engen Kurs, er schaffte mit 1:47.629 die zweitbeste Zeit, vor Thomas Cramer im wassergekühlten ASS-Lola (1:49.116). Schnellster moderner Formel Vau wurde Lokas Glöckler (1:50.321) und flinkster Einvergaser Kenneth Schlienz (1:57.591)

Am Freitag Nachmittag das Qualifiying, das die Startreihenfolge für beide Meisterschaftsläufe des Wochenende festlegt und deshalb nicht ganz unwichtig für das Gelingen der Gleichmäßigkeitsprüfungen ist.
Die beiden pfeilschnellen wassergekühlten Ralt RT5 von Walter und Dennis Müller zeigtengleich einmal, was auf dem engen Kurs möglich ist. Dennis holte sich die Pole mit 1:38.290, Vater Walter stellte seinen Ralt mit 1:40.377 auf Platz 2. Dahinter dann schon der erste luftgekühlte Super Vau: Benjamin Havermans im wunderschönen ATS-Lola von 1973 (1:41.383). Ebenfalls schnell unterwegs war Mark Spanbroek im Kaimann-Zweivergaser (Platz 4, 1:42.042), Peter Kirchner zeigte im modernen Formel Vau mit 1:42.120 (Platz 5) ebenfalls eine starke Leistung. Schnellster Einvergaser wurde Kenneth Schlienz mit 1:52.342.
Bei der Jagd nach Bestzeiten ist im Eifer des Gefechts ein „ambitioniertes Experiment“ nicht ganz so gut gelungen. Das Experiment der Vauler zeigte: Sechs Fahrzeuge passen gleichzeitig nicht durch die durchaus enge Schikane vor der Zufahrt zu Start und Ziel. Am Ende der Schlange erwischte es die Markenkollegen Calvin Stauff und Klaus Lantenhammer – jeweils im Autodynamics. Im plötzlich vor sich auftuendem Stau vor der Schikane bremst Calvin quasi beidfüßig, kann aber den Zusammenstoß mit Kollege Lantenhammer nicht verhindern. Ergebnis: Zum Glück nur leichter Karosserieschaden an Calvins Vau sowie ein verbogenes Schaltgestänge und ein gebrochener Getriebedeckel an Klaus’ Autodynamics.

Kameradschaft wird in der Formel Vau groß geschrieben. Da war es natürlich Ehrensache, dass sich Calvin gemeinsam mit Klaus an die Behebung des Schadens macht. Sofort wird zerlegt, geradegebogen und geschweisst. Beim Getriebedeckel ist dann aber fremde Hilfe von Nöten. Sofort macht sich Dominique Nussbaumer auf die Suche bei seinen französischen Kollegen, er wohnt nur unweit der Rennstrecke. Aber zwischenzeitlich ist auch im Fahrerlager eine schnele Lösung gefunden. Uwe Ahlers hat in der Qualifikation ein Motorproblem an seinem Fuchs festgestellt. Da ist vor Ort nichts zu machen, also baut er kurzerhand seinen Getriebedeckel aus und überlässt ihn seinem Kollegen in Not…

Die deutsch-französische Freundschaft zeigt sich normalerweise vor allen Dingen bei der alljährlich stattfindenden Stunde der Formel Vau. Dort fahren seit Jahren französische Gäste mit im Feld der HFVE. Nun bot sich bei der Trophée d’Alsace eine ganz besondere Gelegenheit. Das „Vorprogramm“ bildeten dabei historische Bugattis im Gesamtwert von 75 Millionen Euro. Die Zuschauer fluten die Start/Zielgerade zum Gridwalk, eine nicht endende Kolonne von wunderschönen Bugattis der 20er, 30er und 40er Jahre flanierte über die Strecke. Dazu der Youtuber Sylvain Lyve, der seinen vor hunderten jugendlicher Fans seinen 1000-PS-Fiat-Multipla besteigt. Das Fahrerlager platzt aus allen Nähten. Und mittendrin die Startaufstellung unseres Demolaufs. Die Vau-Fahrer kommen sich fast vor wie Superstars.

Nachdem sich die Aufregung ein wenig gelegt hat folgt am Samstag Abend der erste Wertungslauf. So spät machen sich die Vauler nur selten auf die Strecke, die Fahrt in den Sonnenuntergang war ein besonderes Erlebnis. Aber nun zum Sportlichen: Wie immer kam es darauf an, möglichst wenig Strafpunkte zu sammeln, diese ergeben sich aus der Zeitdifferenz der schnellsten gefahrenen Runde des Fahrers zu den drei am nächsten liegenden Runden. Das klingt einfacher als es ist, insbesondere wenn Überholmanöver, Überrundungen, Gelbphasen und ähnliches die ein oder andere Runde stören. Da ist es um so verwunderlicher, dass die Top-Fahrer Strafpunkte im niedrigen zweistelligen Bereich erreichten. Hier die Podien in den Gruppen:

Gruppe 1

1. Wolfgang Rafflenbeul (Austro Vau, 51,3 Strafpunkte)
2. Alfons Heiss (Bobsy, 157,8 Strafpunkte)
3. Robert Waschak (Austro Vau, 240,5 Strafpunkte)

Gruppe 2

1. Mark Spanbroek (Kaimann, 18,4 Strafpunkte)
2. Nick Wittkuhn (Kaimann, 146,3 Strafpunkte)
3. Bernhard Zimmermann (Kaimann, 240,5 Strafpunkte)
Gruppe 3

1. Lukas Glöckler (DRM, 45,7 Strafpunkte)
2. Dennis Müller (Ralt, 168,9 Strafpunkte)
3. Peter Kirchner (Merlin, 202,9 Strafpunkte)

Für die Gesamtwertung bedeutete dies folgendes Podium: Den ersten Platz sicherte sich Mark Spanbroek aus den Niederlanden, der das Kunststück vollbrachte, seine beste Rundenzeit einmal auf das Tausendstel exakt zu wiederholen und selbst seine am drittweitesten entfernte Runde war nur 1,2 Zehntel langsamer als seine schnellste. Platz zwei belegte Junior Lukas Glöckler und auf Platz drei landete Wolfgang Rafflenbeul.
Am Samstag abend fand sich im Catering-Zelt genug Zeit, das bei den Samstags-Läufen erlebte zu besprechen und feinsten Speisen des Catering-Teams um Monique und Rolf Plate, sowie leckerem frisch gezapften Bier zu genießen.

Am Sonntag Mittag wurde noch einmal die deutsch-französische Freundschaft zelebriert. Ein buntes Feld von Fahrzeugen aus Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich und Frankreich drehte seine Runden. „Nicht ohne Folgen“, denn der Marc Pierre, President der Formule Vé France, lud im Nachgang die Fahrer der Historischen Formel Vau zu den Festivitäten der französischen Kollegen in 2026 ein.

Am Nachmittag folgte dann der zweite Wertungslauf des Wochenendes. Das Feld war leicht dezimiert, einige Motoren hatten die wilde Hatz auf dem engen Kurs nicht ganz so gut überstanden, so starteten noch 18 Formel Vaus zur Wertungsprüfung. Die Top 3 der drei Gruppen im Überblick:

Gruppe 1

1. Calvin Stauff (Autodynamics, 57,1 Strafpunkte)
2. Wolfgang Rafflenbeul (Austro Vau, 83,1 Strafpunkte)
3. Kenneth Schlienz (Fuchs, 89,3 Strafpunkte)
Gruppe 2

1. Mark Spanbroek (Kaimann, 120,8 Strafpunkte)
2. Michael Adenacker (Javado, 131,4 Strafpunkte)
3. Marco Wittkuhn (Fuchs, 194,1 Strafpunkte)
Gruppe 3

1. Kay Volk (DRM, 66,5 Strafpunkte)
2. Dennis Müller (Ralt, 136,1 Strafpunkte)
3. Walter Müller (Ralt, 162,8 Strafpunkte)
Die Gesamtwertung des zweiten Laufs zeigte somit folgendes Bild: 1. Platz: Calvin Stauff (Autodynamics), 2. Platz: Kay Volk (DRM), 3. Platz: Wolfgang Rafflenbeul (Austro Vau).

Und zum guten Schluss – Ehre, wem Ehre gebührt: Sieger des Goldpokal-Laufs 2025 wurde Mark Spanbroek aus den Niederlanden.

Text: Thomas Cramer
Fotos: Leo Sommer