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Templeton (USA)

Frank Orthey 2022/01/08 10:25

Jukka Puurunen im Templeton Ringwraith

Basisbeitrag von Axel Cordt

Da er an seinem Zink noch Potential sah, diskutierte Harvey Templeton 1968 mit Ed Zink über Verbesserungen. Für Ed war eine „Null-Roll-Hinterachse“ die einzige Möglichkeit. Der Tolkien-Fan Templeton baute daraufhin den Ringwraith (Ringgeist). Ringwraith

Harvey fuhr ihn ohne vorherigen Test in Mid-America und hatte extreme Vibrationen. Wieder daheim veränderte er die Aufhängungseinstellungen bis die Vibrationen verschwunden und das Handling besser war. Nach den Daytona Runoffs 1969 meinte er, keine Null-Roll-Hinterachse gebaut zu haben. Jedoch sagte er, dass die Erfolge seiner Aufhängung die bessere Kontrolle und die bessere Einstellbarkeit des Sturzes seien. Den Ringgeist, eine eigenwillige Konstruktion, mit Löchern für die Knie in der Karosserie, fuhr er nur 1969 und verkaufte ihn an Jeff Carlin, der ihn ein paar Jahre erfolgreich fuhr. Carlins bester Platz in einem Meisterschaftslauf war der Zweite. Er verkaufte den Ringwraith schließlich an Ernie Stalder. Danach war der Wagen lange verschollen. Viele Fans dachten, er wäre zerstört, bis Grants Reynolds das Auto in Shelby, North Carolina, in den späten 1990er Jahren, fand. Er verkaufte den Wagen in jämmerlichen Zustand an Mike Jackson. Jeff Carlins Erinnerungen und zur Verfügung gestellten Informationen waren enorm hilfreich beim Wiederaufbau des Ringwraith. Viele Änderungen mussten rückgebaut werden. Die Rahmenrohre waren zerquetscht, verdreht und unzureichend repariert worden. Jackson musste nicht nur Luftkanäle zurückbauen, sondern viele Karosserie- und Blechteile, wie Generator- und Lüfterhaube neu erstellen. Jackson meinte, dass es sich manchmal so anfühlte, als würde sich der Wagen gegen die Restauration wehren. Harvey studierte nach dem Verkauf des Ringgeistes J.L.K Setright's Buch „The Grand Prix Car“ über die Entwicklung früherer Rennwagen der 60er Jahre. Er fand heraus, dass die untermotorisierten Vaus schwierig schneller zu bekommen waren. Daraufhin baute er den Shadowfax (Gandalfs fliegendes Pferd). Den Null-Rollwiderstand erreichte er unter anderem dadurch, dass er als erster Zentralstoßdämpfer verbaute. Zudem baute er den Wagen mit möglichst kleiner Stirnfläche. Er nahm den Fahrer aus dem Luftstrom und legte den Schwerpunkt möglichst tief. Auch war es wichtig, den Rumpf des Autos vom Boden weg, schmal und abgerundet zu konstruieren, so dass die Luft unter dem Auto ungehindert entweichen konnte. Aufgrund der SCCA Formula-Vee-Regeln wurden verschiedene Kompromisse notwendig. So verbaute er zwei gekoppelte Stoßdämpfer, im Gegensatz zu der später, bei anderen Wagen, verbauten mittigen Eindämpferlösung.

Harvey baute den Shadowfax im Winter 1969/1970. Seine Frau Jewel half bei der Lackierung. Sein Debüt gab er im April 1970 auf dem Virginia International Raceway. Es war ein voller Erfolg. Der Wagen lief ohne Probleme. Der Shadowfax beeinflusste viele spätere Designs. So sah Ray Caldwell ihn in Atlanta. Ray fragte Harvey, ob er die Ideen übernehmen könne und Harvey war einverstanden. Die Ideen flossen in die Entwicklung des Autodynamics Caldwell D13 ein. Harvey fuhr den Shadowfax fünf Jahre lang, das letzte Mal in Road Atlanta im Jahr 1974. Er gewann allein 1974 acht nationale Rennen und hatte neun Pole Positions. Mike Loken fuhr ihn die nächsten vier Jahre, danach fuhr ihn Bob Laziere. Beim 50 Jahre Formula Vee Jubiläumsrennen im April 2013 mit 112 Formula Vees, wurde der Brundage Cup auf dem 3,23 km langen Roebling Road Raceway, nahe Savannah in Georgia ausgefahren. Peter Viccary startete in seinem Kelly Vee 9,6 Sekunden hinter Mike Jackson, der von der Pole startete. In der achten Runde, in der Peter die hinter ihm fahrenden Autodynamics in Schach hielt und einen Lynx überholen wollte, traf ihn ein Schlag und er sah den Unterboden des Shadowfax vorbeifliegen. Obwohl Kelly und Shadowfax einige Schäden davon getragen hatten, wurden beide Fahrer kaum verletzt. Viccary und Jackson sind auch heute noch Freunde. Mike Jackson im Shadowfax

Sowohl der Ringwraith als auch der Shadowfax befinden sich heute in Florida, im Besitz von Mike Jackson. Harvey Templteon starb 2003 im Alter von 94 Jahren.

1969/1970

Ringwraith

Shadowfax

Harvey Templeton

2

Thomas Keßler/Frank Michael Orthey/Lothar Panten: Formel Vau und Super Vau. Die Geschichte eines Rennsport-Welterfolgs. View-Verlag, 2. Auflage Bonn 2017, S. 61 - 64

Axel Cordt

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  • von frankorthey